Eine Massage löst in schmerzenden Muskeln eine ähnliche biologische Wirkung aus wie zahlreiche Schmerzmittel: Sie vermindert die Ausschüttung von entzündungsfördernden Substanzen in den Muskelzellen. Außerdem bewirkt die Massage eine vermehrte Bildung von Mitochondrien, den Energielieferanten des Zellstoffwechsels. Dadurch könne ein gezerrter oder überanstrengter Muskel schneller heilen, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin „Science Translational Medicine“. Ihre Resultate zeigen die von der Massage ausgelösten biologischen Mechanismen auf und liefern Belege dafür, dass diese Behandlung einen klaren medizinischen Nutzen hat.
Der medizinische Nutzen von Massagen bei Sportlern war bisher umstritten, unter anderem weil der genaue molekulare Wirkmechanismus dieser Therapie unbekannt war.
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler untersucht, wie sich der Zellstoffwechsel und die Genaktivität in Beinmuskelzellen nach einer Massage veränderten. Die Probanden absolvierten dafür zunächst ein anstrengendes Training auf einem Fahrradergometer. Einer ihrer Oberschenkel wurde danach zehn Minuten lang massiert, der andere nicht. Aus beiden Beinmuskeln entnahmen die Wissenschaftler direkt nach dem Ende der Massage eine Zellprobe, eine weitere zweieinhalb Stunden später.
Wie die Forscher feststellten, wurden nur in dem massierten Bein mehrere Gene in den Muskelzellen aktiviert. Diese setzten eine Signalkaskade in Gang, die viele Botenstoffe und Proteine ausschüttete. Einer dieser Botenstoffe, PGC-1alpha, sei dafür bekannt, eine ganze Reihe bedeutender Zellfunktionen zu steuern, sagen die Wissenschaftler. Er vermindere unter anderem die Ausschüttung der entzündungsfördernden Zytokin-Moleküle. Zweieinhalb Stunden nach der Massage habe sich die Konzentration von PGC-1alpha in den Muskelzellen deutlich erhöht, während leichzeitig die Menge der Zytokine sich verminderte.
Massage als mögliche Alternative zu Schmerzmitteln
Damit habe man jetzt nachgewiesen, dass eine Massage tatsächlich objektiv nachweisbare Wirkungen auf zellulärer Ebene habe. Weil sie ähnlich wirke wie gängige Schmerzmittel, könne eine Massage unter gewissen Bedingungen sogar eine vollwertige Alternative zu Schmerzmitteln sein, schreiben Justin Crane von der McMaster University im kanadischen Hamilton und seine Kollegen.
Im Gegensatz zu bisherigen Annahmen hilft eine Massage jedoch nicht dabei, Milchsäure und andere Abbauprodukte des Muskelstoffwechsels abzubauen oder abzutransportieren. Weder unmittelbar nach Ende der Massage noch einige Stunden danach habe man Veränderungen bei diesen Substanzen festgestellt, erklären die Wissenschaftler. Diese sehr verbreitete Vermutung sei damit widerlegt.
Quellen:
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-14398-2012-02-02.html
Science Translational Medicine, 2012; doi: 10.1126/scitranslmed.3002882
Science Translational Medicine, 02.02.2012 – NPO
Kommentar & Ergänzung:
Wenn Massage gleich gut wirkt wie Schmerzmittel, dann ist es keine Frage, dass Massage wo immer möglich vorzuziehen ist.
Die Wirksamkeit und die Wirkungsmechanismen von Massage wissenschaftlich zu belegen, scheint mir methodisch nicht gerade einfach. Gleichzeitig ist Massage aber ein fundamentales, wertvolles Therapieverfahren, welches nicht nur aus Grifftechniken besteht, sondern auch Kontakt und Berührung integriert.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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